Aktuelles aus 2022: 800 Jahre alte Palisade und Feigenkern bei Grabungen in Monheim entdeckt
Archäologen fanden Spuren einer Ortsbefestigung aus dem 13. Jahrhundert und zahlreiche Pflanzenreste aus dem Mittelalter, die Einblicke in Ernährung und Landwirtschaft geben.
In Monheim sind Archäologen auf Siedlungsstrukturen unter anderem aus dem frühen 13. Jahrhundert gestoßen. Von besonderer Bedeutung sind Holzfunde, die eine jahrgenaue Datierung ermöglichen: So wurde spätestens im Jahr 1234 in einem bereits bestehenden Siedlungsbereich eine massive Holzpalisade errichtet, die in ihrem parallelen Verlauf zur späteren Stadtmauer wahrscheinlich eine ältere Ortsbefestigung darstellt. Nach historischen Quellen bekam Monheim unter den Grafen von Oettingen kurz nach 1329 Stadtrechte verliehen – mehr als 100 Jahre später.
„Erstaunlich ist, dass mehr als hundert Jahre früher die massive Eichenpalisade als Vorgängerbau zur späteren Stadtmauer errichtet wurden. Monheim war damals offensichtlich schon eine selbstbewusste, prosperierende Siedlung“, erklärt Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Im Palisadengraben haben sich zahlreiche botanische Reste erhalten, die von einer typischen Siedlungsvegetation zeugen: etwa Roggen, Saat-Hafer, Hanf und Flachs. Dass auch eine breite Palette an Nüssen und Obst die Küche bereicherte, belegen Reste von Haselnüssen, Wald-Erdbeeren, Kirschen, Schlehen, Brombeeren, Himbeeren und Blasenkirsche (Physalis alkekengi). Ein besonderer Fund ist der Rest eines Feigenkerns. Die Feige wurde vor allem ihrer Süße wegen als Trockenobst aus dem Mittelmeerraum importiert. Auch der Anbau von Feigenbäumen wurde vermutlich immer wieder versucht.
Bei den Ausgrabungen zur neuen Veranstaltungs-Location in Monheim, dem Stadt.Stadl, der im Hof von „Das Hotel by Ferber“ erbaut wird, wurden die oben beschriebenen Funde ans Tageslicht befördert. Ab 2023 bietet der neue Stadt.Stadl ausreichend Platz für Feiern und Veranstaltungen jeglicher Art - die perfekte Location in der Monheimer Altstadt.“
(Bericht: StadtAktivManagement – Peter Ferber)
Monheim die "Drei-Stämme-Stadt" Bayerns
Nichts hat die Geschichte Monheims so geprägt, wie seine besondere Lage am Schnittpunkt der bayerischen Stämme von Alemannen, Bajuwaren und Franken.
Nach dem Zerfall des weströmischen Reiches – ausgelöst auch durch die Völkerwanderung – wurde zunächst von Norden her der Limes von den Alemannen überrannt. Diese besiedelten nun das Gebiet zwischen Rhein und Lech. Östlich des Lechs bis zur Enns entwickelte sich der Stamm der Bajuwaren. Von Westen her drangen die Franken ein, unterwarfen nach den Alemannen auch die Bajuwaren und dehnten ihr Siedlungsgebiet nach Süden durch eine Ausbuchtung bis in die Gegend von Monheim aus.
Karl der Große errichtete hier als Pufferzone das Sualafeld zur Befriedung der drei Stämme und förderte die Christianisierung um eine gemeinsame Identität zu schaffen. Aufgrund der Topographie (Europäische Wasserscheide) wollte er mit dem Karlsgraben (Fossa Carolina) bei Treuchtlingen die Verbindung zwischen Rhein und Donau über die schwäbische Rezat zur Altmühl herstellen. Er erkannte, dass nur hier auf kürzeste Entfernung auch der geringste Höhenunterschied zu überwinden war. Denn Flüsse waren zu dieser Zeit die Schnellstrassen des Reichs.
In Monheim, im Zentrum des Sualafeldes (im Kern identisch mit der heutigen Monheimer Alb) trafen sich hochrangige Stammesvertreter der Alemannen, Bajuwaren und Franken, um gemeinsam Politik zu machen. Und zwar auf neutralem Boden im Schatten des Benediktinerinnenklosters, welches im Hochmittelalter der bedeutendste Wallfahrtsort der Hl. Walburga im gesamten ostfränkischen Reich war.
Wegen der geostrategisch bedeutenden Lage am Kreuzungspunkt der Handelstrassen Augsburg–Nürnberg und Nördlingen–Neuburg war Monheim immer sehr begehrt von den Mächtigen ihrer Zeit. So wechselten die Herrschaften von bairisch über fränkisch zu schwäbisch und dies mehrmals. Im 15. Jhdt. war Monheim sogar kurze Zeit dreigeteilt. 2/5 bei den Markgrafen von Ansbach, 2/5 bei den Oettinger Riesgrafen und 1/5 bei Eichstätt. Dies hatte auch Einfluss auf die sprachliche Färbung. Man könnte fast sagen: „Der Monheimer wächst seitdem dreisprachig auf“. Und von 1542 bis 1614 änderte sich innerhalb der Jungen Pfalz Neuburg auch in Monheim die Konfessionszugehörigkeit von katholisch zu evangelisch, wieder katholisch, nochmals evangelisch bis letztendlich wieder katholisch.
Auch wenn sich die Außengrenzen des Herzogtums und späterem Königreich Bayern änderten, das Drei-Stämme-Eck blieb immer im Raum Monheim als Stammesgrenze, Sprachgrenze und Konfessionsgrenze erhalten.
Somit wird bayerische Geschichte in Monheim auf engstem Raum mit allen Sinnen erlebbar. Wir verkörpern gewissermaßen das heutige Bayern im Kleinen. Als eine Mischung von Schwaben, Franken, Altbayern, Heimatvertriebenen, Flüchtlingen und „Zugroasten“ ist die Stadt Monheim - als erfolgreiches Integrationsmodell gewissermaßen - das Bindeglied und die Nahtstelle des modernen Bayern mit seinen drei Stämmen.
Und dadurch kann Monheim als die bayerische Drei-Stämme-Stadt so bewusst wahrgenommen werden, wie es ihr auf Grund der einmaligen Lage gebührt.
Hanns Wenninger
Geschichte der Stadt Monheim
Angefangen von der Dorfgründung über die Erhebung zur Stadt, das ehemalige Kloster und den Sitz des Land- und späteren Amtsgerichts kann Monheim auf eine weitreichende geschichtliche Entwicklung zurückblicken.
Dorfgründung und Stadterhebung
Monheim geht auf eine Dorfgründung des 7./8. Jahrhunderts zurück. Die Erhebung Monheims zur Stadt erfolgte durch die Grafen von Oettingen. Das älteste erhaltene Stadtsiegel zeigt die Jahreszahl 1340.
Das Benediktinerinnenkloster
Von 870 bis 1533 beherbergte das Städtchen in seinen Mauern das einstmals weit über Bayern hinaus berühmte Benediktinerinnenkloster. Als die Äbtissin Liubila 893 das Kloster dem Bischof Erchanbald von Eichstätt übergab, wird Monheim erstmals urkundlich erwähnt. Die Reliquien der hl. Walburga machten den Ort zu einem bedeutenden Wallfahrtszentrum.
Um die Zeit der Klostergründung entstand auf dem Platz der heutigen Stadtpfarrkirche eine Klosterkirche, die zwischen der Mitte des 13. und dem Ende des 15. Jahrhunderts von drei schweren Bränden heimgesucht wurde. Die jetzige Stadtpfarrkirche St. Walburga, stammt aus spätgotischer Zeit. Das Nordportal weist die Jahreszahl 1509 auf. Sie ist eine dreischiffige Halle mit Kreuzrinnengewölbe. Der Innenraum ist barock ausgestattet.
An das Kloster erinnern neben dem „Haus St. Walburg“ der noch erhaltene Westflügel des Kreuzganges mit romanischer Arkadenreihe. Er wurde 1977 so wiederhergestellt, dass er sich heute wieder in seiner ursprünglichen Bauform darstellt. Die ungewöhnliche altertümlich anmutende Anlage, die Einfachheit der Bogenstellungen, die Art des Zahnschnittes und der Spiralmotive bei den Vierpaßsäulen lassen vermuten, dass der Kreuzgang schon vor dem Jahre 1200 entstanden ist.
Die Pfalzgrafenherrschaft in Monheim
Als eine der Folgen des Landshuter Erbfolgekrieges kam Monheim 1505 an das neu gegründete Fürstentum Pfalz-Neuburg, bei dem es bis zum Jahre 1808 verblieb. Es war auch Herzog Ottheinrich von Pfalz-Neuburg, der in seinem Land den protestantischen Glauben einführte und 1530 das Monheimer Benediktinerinnenkloster auflöste. Das Klostergebäude wurde 1574 abgebrochen. Unter Kurfürst Wilhelm wurde 1614 der katholische Glauben wieder eingeführt.
Von der Reformation blieb Monheim zunächst unberührt, wenngleich Martin Luther nach dem Verhör durch Kardinal Cajetan vom 20. zum 21.10.1518 in Monheim übernachtete.
Bis in das späte 14. Jahrhundert hinein war die Stadt mit einer starken Ringmauer umgeben von der zwei wehrhafte Tortürme noch erhalten sind.
Monheim lag nicht nur an der wirtschaftlich bedeutsamen Handelsstraße Nürnberg - Augsburg, sondern auch zentral im Landgerichtsbezirk, so dass der Landgerichtssitz 1523 von Graisbach nach Monheim in das spätere Schloss verlegt wurde, das vom 1.10.1879 bis 1.1.1957 als Amtsgericht diente.
Ca. 1650 wurde das Schloss als Amtssitz des Pfalz-Neuburgischen Pflegers und Landvogtes erbaut. Als im Jahre 1632 der Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinen Truppen Monheim durchquerte, wurde dies für die Bevölkerung zu einer leidvollen Epoche. Jahrzehnte vergingen, ehe die Schäden behoben und der frühere Wohlstand wieder eingekehrt war.
Die Juden in Monheim und ihre bauliche Hinterlassenschaft
Am 20.11.1697 wanderten in Monheim die Juden ein, die Monheim im Jahre 1741 wieder verlassen mussten. Eindruckvollstes Zeugnis jüdischen Wirkens in Monheim ist das heutige Rathaus, das von dem reichen Juden Abraham Elias Model 1714 bis 1720 erbaut wurde.
Die alttestamentlichen Motive der wunderschönen Stuckdecke im Festsaal, dem heutigen Sitzungssaal, wurden anlässlich der Restaurierung im Jahre 1978 (und 2 weiterer Räume im Jahre 1994) außerordentlich geglückt wieder freigelegt.
Das 20. Jahrhundert
Im Zug der Industrialisierung verlor das einst in Monheim blühende Nadlerhandwerk an Bedeutung.
Blicken wir auf die jüngere Vergangenheit zurück, so kann man sagen, dass sich Monheim im Laufe der Zeit von einem zunächst rein landwirtschaftlichen Gebiet zu einer vielseitig strukturierten kleinen Industriestadt entwickelt hat.
Die Gemeindereform in den Jahren von 1972 bis 1978 hatte zum Ziel, größere und damit leistungsfähigere Verwaltungsräume und Gebietskörperschaften zu schaffen, um die Chancengleichheit der ländlichen Gemeinden und kleinen Städte gegenüber den Groß- und Mittelstädten herzustellen und zu wahren. Den kleinen Gemeinden wurde die Möglichkeit eröffnet, sich mit einer oder mehreren großen Gemeinden oder einer Stadt zusammenzuschließen, um so eine leistungsstarke politische und wirtschaftliche Einheit zu bilden.
Seit der Durchführung der Landkreis- und Gemeindereform in Bayern in den Jahren von 1972 bis 1978 wurden in die Stadt Monheim die ehemals selbständigen Gemeinden Flotzheim (mit Kreut und Hagenbuch), Itzing, Kölburg, Rehau, Ried, Warching, Weilheim (mit Rothenberg) und Wittesheim (mit Liederberg) eingegliedert - auf einer Gemarkungsfläche von 69 qkm.