In Monheim – wo Martin Luther auf der Flucht übernachtete
Wanderweg Monheimer Alb Nr. 06
“In Buchdorf am Sand, in Monheim am Brand, in Kölburg am Hag, geht der Wind alle Tag.“ In diesem alten Spruch findet ein Wesensmerkmal der Landschaft um Monheim sinnfälligen Ausdruck. Höhen und Täler kennzeichnen sie ebenso wie schattige Wälder. Gerade an heißen Sommertagen macht sich diese Gegebenheit auf der vor uns liegenden Wanderung angenehm bemerkbar. Doch auch eine Vielzahl bedeutender Kulturstätten säumt den Weg, für den man sich deshalb einen guten halben Tag Zeit nehmen sollte.
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Länge:
9,3 km
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Aufstieg:
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Abstieg:
Altstadt Monheim
Wir starten in der Innenstadt von Monheim vor der Tourist-Information. Hier kreuzt sich der Wanderweg auch mit dem Wallfahrtsweg, der von Tagmersheim über Monheim und Otting nach Wemding führt.
Beherrschendes Gebäude im Monheimer Altstadtensemble ist das Rathaus. Es ist ein Zeugnis aus der Zeit der Juden in Monheim. 1697 sind jüdische Familien erstmals in Monheim schriftlich nachgewiesen. Als Händler gelangen sie bald zu Reichtum und besitzen die schönsten und größten Häuser in der Stadt. Dazu gehört auch das repräsentative Wohnhaus, das sich der jüdische Kaufmann Abraham Elias Model von 1714 bis 1720 erbauen lässt. Auf Grund von wiederholten Beschwerden der einheimischen Bevölkerung werden alle Juden schon 1741 aus Monheim ausgewiesen. Das Elias-Model-Haus ist erhalten geblieben und heute Sitz des Bürgermeisters und der Verwaltungsgemeinschaft. Die wertvolle Stuckdecke mit Reliefbildern zu Motiven aus dem Alten Testament im Festsaal des oberen Stockwerkes kann tagsüber an Arbeitstagen besichtigt werden, wenn nicht gerade ein kommunales Gremium darin tagt.
Natürlich statten wir der nahe gelegenen Stadtpfarrkirche und den Überresten des ehemaligen Benediktinerinnenklosters einen Besuch ab.
Nachdem wir einen bewundernden Blick auf die modern gestaltete Statue der hl. Walburga vor der Kirche geworfen haben, betreten wir das Gotteshaus durch den Eingang an der Nordseite. Wie die Jahreszahl 1509 über dem Portal verrät, ist der spätgotische Kirchenbau zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtet worden. Zuvor schon war hier um die Zeit der Klostergründung im Jahre 870 eine Kirche entstanden. Ihre innere Zier erhielt die heutige Kirche in der Barockzeit. Der interessierte Besucher kann sich von einem aufschlussreichen Kirchenführer, der am Schriftenstand aufliegt, über die reichhaltige künstlerische Ausstattung informieren lassen. Im hohen Mittelalter war das Heiligtum zu Ehren der hl. Walburga Ziel zahlloser Pilger aus allen Ständen von nah und fern; so soll auch Luitpolt der Schyre, der Stammvater der Wittelsbacher, hierher gepilgert sein. 1533 wurde das Benediktinerinnenkloster aufgehoben und der Klosterbau abgebrochen. Ein Teil des Kreuzganges mit den romanischen Säulen ist erhalten geblieben. Ihn können wir beim Verlassen der Kirche durch das südliche Portal besichtigen.
Von Monheim bis zum Parkplatz Stütelberg (1,6 km)
Nach dem Portal am Ende des Kreuzganges halten uns rechts und verlassen die Altstadt durch das obere (südliche) Tor, überqueren die Neuburger Straße und biegen nach dem Gebäude der Raiffeisen-Volksbank rechts in die Nadlergasse ein. Wo die Straße einen Bogen nach links macht, beginnt rechts der Fußweg, der uns zur Brandkapelle führt. Nicht nur weil der ansteigende Weg dorthin in Atemnot bringen kann, sondern auch weil von der Anhöhe aus ein weiterer Blick auf die Stadt möglich ist, lohnt es sich immer wieder kurz innezuhalten und zurückzuschauen.
Die Brandkapelle am Rande eines kleinen Haines lädt zu längerem Verweilen ein. Dem neugierigen Wanderer sei hier die interessante Entstehungsgeschichte dieses Feldheiligtums erzählt: Bis zum 18. Jahrhundert waren die Fluren zwischen Monheim und Kölburg von einem geschlossenen Waldgebiet bedeckt. Um das Jahr 1800 brach auf der Rieder Höhe (ob als Folge einer Brandrodung oder eines Naturereignisses, ist nicht genau bekannt) ein verheerender Waldbrand aus. Als sich die Feuersbrunst bedrohlich der Stadt Monheim näherte und alle Löschbemühungen erfolglos schienen, gelobten die Monheimer, auf der Anhöhe südlich der Stadt eine Marienkapelle zu errichten, falls ihre Häuser verschont blieben. Letzteres trat wie durch ein Wunder ein. Die Monheimer lösten ihr Versprechen ein und bauten im Jahr 1851 die kleine Gebetsstätte, die sinnigerweise den Namen „Brandkapelle“ bekam. Später wurde auch noch in dem benachbarten Wäldchen eine Kreuzweganlage mit Stationstafeln geschaffen, die den gläubigen Wanderer zu einem besinnlichen Rundgang einlädt.
Von der Brandkapelle führt uns unser Wanderweg zunächst ein paar Schritte nach Westen, um uns dann links abbiegend Richtung Ortsverbindungsstraße Monheim – Kölburg zu bringen. Wir überqueren die Straße und erreichen nach wenigen Schritten die Starttafel des Wanderwegs Themenpfad „Zukunftswald Monheim“.
Vom Starttafel „Zukunftswald Monheim“ beim Stütelberg bis Ried (5,3 km)
Von der Starttafel des Themenpfads „Zukunftswald Monheim“ am nordöstlichen Rand des Waldstückes „Stütelberg“, führt unsere Wanderung zunächst am Waldrand entlang nach Süden. Nach ca. 200 m halten wir uns an einer Wegegabelung links. Bald nimmt uns ein schattiger Waldweg auf und führt uns talwärts an einem kleinen Marterl vorbei. Wo der Weg spitzwinklig auf einen anderen Waldweg stößt, verlassen wir den Themenpfad „Zukunftswald Monheim“. Es geht scharf nach links über einen kleinen Bach und anschließend steil bergan in östlicher Richtung. Nach ca. 500 m erreichen wir den Waldrand und überqueren die Ortsverbindungsstraße Monheim – Kölburg. Linker Hand findet eine Biogas-Anlage unsere Aufmerksamkeit. Sie wurde von zwei Kölburger Landwirten errichtet und dient der Stromerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen. Nach ca. 200 m lohnt es sich innezuhalten und den Blick nach Süden zu richten. Vor uns links im Tal liegt malerisch die kleine Ortschaft Kölburg und rechts dahinter an einem Hang das Dörflein Unterbuch, weithin bekannt geworden wegen seines Schnupferclubs, der wiederholt schon den Weltmeister in dieser „sportlichen“ Disziplin gestellt hat. Am Horizont in ca. 6 km Entfernung (Luftlinie) erstreckt sich auf einer lang gezogenen Jurahöhe Buchdorf. Das Straßendorf mit einer Länge von knapp 3 km dient den Einheimischen als anschaulicher Längenvergleich. „So lang wie Buchdorf“, sagen sie, wenn sie eine besonders markante Länge eines Gegenstandes mit einem Vergleich zum Ausdruck bringen wollen.
Wir folgen weiter dem Flurbereinigungsweg nach Osten, der bald am Waldrand verläuft. An einer Wegegabelung halten wir uns links. Schon nach einigen Metern erblickt der aufmerksame Wanderer links in ca. 100 m Entfernung eine auffällige Erhebung im Gelände. Es ist die Südseite einer Ringwallanlage, deren Ursprünge in die Zeit um 500 v. Chr. zurückreichen.
Das Bodendenkmal misst in seiner größten Ausdehnung 250 m in der Länge und 180 m in der Breite. Zumindest die letzte Ausbauphase der „Burg“ – so die Bezeichnung der Einheimischen - stammt aus dem Mittelalter, wie Scherbenfunde nahe legen. Erste archäologische Grabungen fanden an der Nordwestecke der Anlage im Jahre 1896 statt. Dabei stieß man auf ein Pfostenschlitz-Mauerwerk, wie es von mittelalterlichen Befestigungsanlagen bekannt ist. Der Fund einer hallstattzeitlichen Paukenfibel deutet auf eine Vorgängeranlage aus der Keltenzeit hin.
Wir begnügen uns zunächst mit einem flüchtigen Blick aus der Distanz; später können wir der historischen Stätte noch näher kommen. Denn wir genießen jetzt die Wanderung durch einen artenreichen Mischwald, der besonders in der Herbstzeit eine bunte Farbenpracht entfaltet. Nach etwa 1 km biegen wir scharf nach links ab und bleiben auf dem Weg am Waldrand noch ungefähr 400 m weit. Wo er sich gabelt, halten wir uns wieder links. Nach etwa 800 m befinden wir uns unmittelbar an der Nordseite der besagten Ringwallanlage. Eine Informationstafel links am Weg enthält eine aufschlussreiche Beschreibung der historischen Stätte. Wer sich die Mühe macht und an der Westseite der Anlage auf einem befestigten Feldweg 200 m nach Süden geht, wird an der Südwestseite mit einem Blick auf die noch gut sichtbaren Überreste des Befestigungswalles mit dem davor liegenden Graben belohnt.
Zurück auf dem ausgeschilderten Wanderweg gehen wir weiter in westliche Richtung und gelangen bald zur kleinen Ortschaft Ried. Vor ihrer Eingemeindung in die Stadt Monheim war sie mit ca. 70 Einwohnern einstmals die kleinste Gemeinde des Altlandkreises Donauwörth. In dem schmuck herausgeputzten Dörflein lädt eine Gaststätte mit Biergarten (Öffnungszeiten beachten!) zu einer Einkehr ein.
Von Ried bis Monheim (2,6 km)
In Ried halten wir uns in der Ortsmitte rechts und kommen am nordöstlichen Ortsende an einem Weiher auf der linken Seite vorbei. Gleich danach biegen wir links ab. Auf der wenig befahrenen Straße überqueren wir die Rieder Höhe, wo wir wieder kurz Halt machen, um den Ausblick zu genießen. Vor uns breitet sich das Gailachtal aus. Im Osten wird der kleine Fluss nach der Ortschaft Warching in einem engen Knie nach Norden abgelenkt, um bald darauf im Jurakarst zu versickern und erst wieder vor Mühlheim ans Tageslicht zu treten und der Altmühl zuzustreben. Von der Anhöhe im Nordosten über dem Gailachtal grüßt das alte Pfarrdorf Rögling herüber. Im Westen füllt die Stadt Monheim die sanften Hänge des Gailachtales aus.
Nachdem wir ausgiebig den Blick auf die reizvolle Landschaft entlang der Gailach genossen haben, wandern wir weiter talwärts und überqueren die Staatsstraße Monheim – Neuburg. Unser Weg führt uns jetzt mitten durch die Einrichtungen der Kläranlage Monheim.
Dabei handelt es sich um eine Gemeinschaftskläranlage für die Stadt Monheim und die Gemeinden Rögling und Tagmersheim. Seit Mai 2004 in Betrieb, werden in der Anlage mit Hilfe einer neuartigen Membrantechnologie die Abwässer gereinigt. Das so behandelte Abwasser verlässt die Kläreinrichtung in Badewasserqualität. Damit leistet die Stadt Monheim einen wirkungsvollen Beitrag zum Schutz des Gailachtales. Denn in Karstgebieten sind Grundwasser und Grundwasserleiter besonders empfindlich gegen Verschmutzungen.
Nach der Kläranlage überqueren wir die Gailach und biegen nach ca. 250 m links ab. Auf einem geteerten Feldweg nähern wir uns von Osten her der Urzelle von Monheim. Während wir die Bergstraße entlang wandern, liegt etwas versteckt hinter älteren Häusern rechts am Hang die kleine Peterskirche, die von der Entstehungszeit Monheims im frühen 8. Jahrhundert Kunde gibt. Wo die Bergstraße senkrecht auf die Treuchtlinger Straße auftrifft, liegt das Gasthaus „Zum Lamm“.
Eine Gedenktafel an der Hauswand erinnert daran, dass Martin Luther hier am 20. Oktober 1518 übernachtet hat. Nach dem Verhör durch Kardinal Cajetan in Augsburg musste der Reformator fluchtartig die Stadt verlassen. Um einer möglichen Gefangennahme zu entgehen, wollte er möglichst rasch auf sicheres Terrain gelangen. Die Herberge in Monheim außerhalb der Stadtmauern bot ihm sicheren Schutz, da sie auf dem Territorium des Marschalls von Pappenheim lag, der bereits ein Anhänger der neuen Lehre war. Nach dem anstrengenden Ritt von Augsburg bis Monheim – so erzählt Luther später selbst einmal in seinen Tischreden - fiel er „wie tot in die Streu“.
An der „Lutherherberge“ wenden wir uns nach links und haben das Nördliche Tor, auch das Weißenburger Tor im Blick und nähern uns wieder der Innenstadt von Monheim.